Körpertherapeutische Traumalösung

Die körpertherapeutische Traumalösung

Die Besonderheit der körperorientierten Traumatherapie liegt darin, dass in der Behandlung nicht nur Elemente der Gesprächstherapie verwendet werden, wie man es u.a. aus der Psychotherapie kennt, sondern auch Elemente aus der manuellen Therapie hinzugezogen werden. Somit können zum einen über spezifisch sprachliche und zum anderen über körpertherapeutische Interventionen Zustände von hoher Anspannung im Muskelsystem, in den Organen und im Zentralnervensystem gelöst werden. Besonders geeignet ist diese Vorgehensweise bei Säuglingen und Kindern, da der verbale Austausch bei ihnen in der Regel noch stark eingeschränkt ist. Hier bietet der körpertherapeutische Ansatz die Möglichkeit, ebenfalls Stress-Reaktionsprozesse und damit gekoppelte Emotionen zu regulieren (z.B. bei häufig schreienden Babys).

Das autonome Nervensystem und die Entstehung von Traumata

Das autonome Nervensystem regelt seit Beginn der menschlichen Evolution unser Überleben. Wenn es uns gut geht, drückt der Parasympathikus Entspannung und Ruhe aus, der Sympathikus Aktivität und Freude. In Stresssituationen sorgt das autonome Nervensystem dann dafür, dass Energie für Kampf oder Flucht bereitgestellt wird. Scheint dies jedoch nicht möglich, findet eine Art Erstarrungsreaktion oder Abspaltung statt (ähnlich einer Maus, die sich beim Angriff einer Katze tot stellt, um zu überleben), um das psychische Überleben zu sichern. Auf diese Weise entstehen Traumata, die im Körper gespeichert und in ähnlichen Stresssituationen wieder aktiviert werden. (Weitere Einzelheiten zur Entstehung und Klassifizierung von Traumata finden Sie weiter unten auf dieser Seite.)

Trauma im Körper

Ein vorhandenes Trauma ist z.B. spürbar als…
  • ein kräftezehrendes, ermüdendes Symptom
  • ständige innere Unruhe
  • chronische Schlafstörungen
  • Körperliche Erscheinungen wie z.B. Schwindel, Herzrasen, nervöses Augenzwinkern, Übelkeit
  • Schmerzen und chronische muskuläre Verspannungen
  • zeitweilige „Erstarrung“
Bei Babys und Kindern lassen sich beobachten…
  • allgemeine Unruhe
  • häufiges Schreien
  • Schreckhaftigkeit
  • Schlafstörungen
  • Immunschwäche
  • ein Gefühl des „Nicht-Angekommenseins“

Behandlungsablauf

In der körperorientierten traumatherapeutischen Behandlung geht es darum, einen sicheren Rahmen für neue Erfahrungen zu schaffen, um traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und Stressreaktionen abzubauen. Für ein Baby ist es beispielsweise wichtig zu erfahren, dass es sich sicher fühlen kann und die früher erlebte bedrohliche und überwältigende Situation (z.B. eine stressige Geburt) vorbei ist. Dann braucht es auch nicht mehr nach alten Mustern zu reagieren, z.B. sich in Rage zu schreien, sondern kann ein angemessenes, entspanntes Verhalten erlernen.

In den Behandlungen…

  • gibt es Raum, um Berührung als positiv und stabilisierend zu erfahren (z.B. bei Geburtseingriffen oder medizinischer Versorgung am Neugeborenen).
  • schaffen wir eine Basis für Erdung, Halt, gesunde Grenzen und Kontakt.
  • erfahren Erwachsene und Kinder wie eine sichere Bindung gelingen kann und wie sie diese aufrechterhalten und fördern können.

Im Kontext

Näheres zum Thema Bindung erfahren Sie auch unter dem Menüpunkt Pränataltherapie und Bonding. Die körpertherapeutische Traumalösung lässt sich sinnvoll durch Elemente aus der Yogatherapie ergänzen. Diese ermöglicht es, wieder eine positivere Beziehung zum eigenen Körper herzustellen.

 

Weitere Informationen zum tieferen Verständnis von Traumata

Schock- und Entwicklungstrauma

Trauma ist eine Verletzung auf körperlicher und auf seelischer Ebene. Unser hochsensibles Nervensystem wurde durch ein oder mehrere Erlebnisse beeinträchtigt, die uns in einer einzelnen oder in mehreren oder andauernden Situationen überwältigt haben. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen einem Schocktrauma (ein einziges Erlebnis, ist in sich vollkommen abgeschlossen) und einem Entwicklungstrauma (hat eine Entwicklungsgeschichte aus mehreren Erlebnissen und einen zeitlichen Verlauf).

Das Entwicklungstrauma tritt weit häufiger in unserer Gesellschaft auf, als man zunächst annehmen mag. Man spricht zu Recht von einer „versteckten Epidemie“. Es muss sich nicht unbedingt um gravierende oder direkt gewalttätige Einflüsse handeln, es sind eher frühe und kleinere Verletzungen, welche zu einem Entwicklungstrauma führen können.

Trauma und Bindung

Ein Entwicklungstrauma entsteht auch dann, wenn Menschen nur unzureichend Bindung erfahren, sich zu wenig gesehen fühlen, Kinder schreien gelassen werden oder wenn es Bindungsunterbrechungen gibt (z.B. Trennung nach der Geburt, Krankenhausaufenthalte usw.). Diese Erlebnisse liegen eher im feineren und zwischenmenschlichen Bereich, können jedoch eine gravierende Auswirkung auf das Erleben des Kindes und sein gesamtes späteres Leben haben.